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Utopische Stadtgrafik

Wie könnte die Gartenstadt Haan der Zukunft aussehen, wenn wir frei denken und unsere Träume einmal in ein Bild fließen lassen? Gemeinsam mit dem Verein Reinventing Society hat sich die Stadt zu dieser Frage auf den Weg gemacht und viele Ideen aus Visionen aus dem Beteiligungsprozess zum Integrierten Klimaschutzkonzept in eine sogenannte "utopische Stadtgrafik" getragen.

Reinventing Society ist ein gemeinnütziger und unabhängiger Think Tank, der Ende 2020 gegründet wurde. Seine Mission ist es, Menschen in eine regenerative und zukunftsfähige Gesellschaft zu begleiten. Dazu erforscht und erarbeitet das Team positive Zukunftsvisionen und macht diese durch vielfältige Formate wie Workshops, Kurse, Storys und Bilder erfahrbar. Das Team besteht aus Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler_innen, Nachhaltigkeits- und Umweltforscher_innen, Fachleuten aus Kommunikation und Medien, Psychologie und Politik. Im Sommer erscheint das Buch „Zukunftsbilder 2045“, das viele deutsche Städte in ihrer klimagerechten Version präsentiert.

Was ist eine utopische Stadtgrafik?

Eine realutopische Stadtgrafik macht ein positives Zukunftsszenario einer Stadt greifbar und damit erfahrbar. Wie würde es aussehen und sich anfühlen, wenn wir klimagerecht wären? Wenn wir konsequent die sozialen und ökologischen Systeme reparieren, uns mehr in Einklang mit der Natur begeben, und alle kleinen Lösungen, die es schon gibt, umsetzen? Realutopisch bedeutet, dass die utopischen Visionen durchaus zu realisieren wären, wenn wir uns für den Weg entscheiden, uns einsetzen und ihn mitgestalten.

Für die Haaner Stadtutopie wurde im Frühjahr 2022 durch den Fotografen Stephan Köhlen mithilfe einer Drohne eine Luftaufnahme mit Blick über den Neuen Markt gemacht.

Grundlagenbild zur utopischen Stadtgrafik - Neuer Markt Stephan Köhlen © Stadt Haan

Die Ergebnisgrafik wurde beim Aktionstag Klimaschutz am 17.09.2022 gemeinsam mit der Bürgermeisterin enthüllt.


Welche Zukunft zeichnet die Grafik für die Stadt Haan?

Grün, gesellig, glücklich – die Gartenstadt Haan kann sich auch 2045 als Zuhause für „Ur-Haaner“ und „Ur-Gruitener“ und als Wahlheimat für Zugezogene sehen lassen. Vor über 20 Jahren hat sich die Kommune als FairTrade-Stadt auszeichnen lassen, sich mit Ihrer Nachhaltigkeitsstrategie und dem Integrierten Klimaschutzkonzept auf den Weg gemacht und dabei die Bedürfnisse des Planeten und der Menschen in den Mittelpunkt gestellt. Die positiven Folgen zeigen sich nicht nur in den zufriedenen Gesichtern der Einwohner_innen, sondern auch ganz stark im Stadtbild: Mehr als je zuvor durchziehen viele geschützte grüne Freiräume, urbane Biotope und Wasserflächen die Gartenstadt, die sich nicht nur mit den zahlreichen insektenfreundlichen Gärten und Vorgärten, sondern auch den vielen extensiv begrünten Dachflächen einen Namen gemacht hat. Die Dachgärten sind heute Treffpunkte für gemeinsames Gärtnern, Sport und Kunst von Alt und Jung.

Die Stadtstruktur hat auch eine fördernde Wirkung auf das menschliche Miteinander, den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Demokratie. Die Flächengestaltung lädt zum Verweilen ein und schafft Orte des Austauschs und der Begegnung. Öffentliche Plätze für die Haaner Kirmes sowie zahlreiche Mehrgenerationenveranstaltungen, Cafés und urbane Gärten ermöglichen Begegnungen und Ko-Kreation. Haan ist noch mehr eine Stadt für die Menschen und das Beisammensein bei Festen und Veranstaltungen geworden. Die Bewohnerinnen und Bewohner haben die Plätze liebgewonnen, an denen sie in der Stadt zusammentreffen. Dort entdecken Kinder eine Welt, in der ihre Rechte als zukünftige Generationen gewahrt werden. Das historische Rathaus darf in den Abendstunden von Bürgerinitiativen und Vereinen kostenfrei für Versammlungen genutzt werden. Musik liegt in der Luft!

Fuß- und fahrradfreundliche Infrastruktur, sichere Radwegen und begrünte kühle Plätze tragen zum entspannten Miteinander bei. Intelligente Verkehrsleitsysteme und die Digitalisierung in Fahrzeugen verändern die Mobilitätsangebote. Viele smarte Mobilitätslösungen haben das Auto nahezu überflüssig gemacht. Der öffentliche Nahverkehr ist umsonst, attraktiv und sicher. Überall gibt es Fahrradstellplätze und Ride-Sharing Angebote. Autos, ÖPNV und auch der Güter- und Flugverkehr sind komplett elektrifiziert, teilweise auf Basis von grünem Wasserstoff.

Nicht nur bequeme und gesunde Alltagsmobilität ist zur Selbstverständlichkeit geworden, auch gesunde Ernährung ist ganz einfach. Beim Haaner Wochenmarkt, in den vielen kleinen Geschäften und bei lokalen Landwirten gibt es jeden Tag und bei jedem Wetter lokale, saisonale und bezahlbare Lebensmittel für alle Bürger_innen. Gerne bleibt man nach dem Einkauf noch für ein verpackungsfreies Mittagessen oder trinkt neben summenden Hochbeeten einen fair gehandelten Kaffee, bevor es mit dem Lastenrad nach Hause geht.

Das regenerative Haan hat sich harmonisch in natürliche Stoffkreisläufe eingefügt. Dächer und Fassaden sind neben der Begrünung vielerorts mit Photovoltaik- oder Solarthermie-Anlagen bedeckt und versorgen die Stadt mit erneuerbarer Energie. Gebäude gewinnen ihre Energie aber auch aus Kleinwindanlagen und Wärmepumpen. Sie sind unverklebt modular gebaut auf Basis von Holz und nachwachsenden Rohstoffen und können flexibel um- und rückgebaut werden. Viele Häuser vereinen die typische bergische Bauweise mit modernen Elementen.

Das Abfallaufkommen ist beträchtlich zurückgegangen. Die wenigen, noch anfallenden Abfälle in der Stadt werden aufbereitet zu neuen Rohstoffen, denn die Unternehmen in den grünen Gewerbegebieten produzieren klimaneutral langlebige Waren und Dienstleistungen für die neuen Bedürfnisse auf Basis der Kreislaufwirtschaft. Sie überbieten sich förmlich darin, wie positiv sich ihr Handeln auf die Menschen und die Umwelt auswirkt. Die Wirtschaft und die Gesellschaft denken in regenerativen Systemen, legen Wert auf minimalen Ressourceneinsatz, hohe Effizienz und die Nutzung von Materialkreisläufen.

Die Menschen in Haan sind füreinander da und leben ein bewusstes zufriedenes Leben ohne Dauerkonsum und ungesunder Konkurrenz. Digitalisierung, künstliche Intelligenz und mehr Genügsamkeit haben den Arbeits- und Karrieredruck reduziert. Die Gesellschaft kann sich eine 25 Stundenwoche als Regelarbeitszeit leisten. Dadurch ist das zivilgesellschaftliche Engagement in gemeinnützigen Vereinen, Initiativen und Netzwerken gestiegen. 2022 war dieses Leben noch eine utopische Wunschvorstellung, heute im Jahr 2045 ist es gelebte Realität!