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Denkmal-Eintrag D0003 : Denkmalbereich Gruiten - Dorf

Eingetragen am:
01.06.1989

Gemarkung:
Gruiten Flur: 2 Flurstück: verschiedene

Beschreibung

An der Erhaltung und Nutzung des Bereiches Dorf Gruiten besteht ein öffentliches Interesse, weil das Dorf Gruiten bedeutend ist für die Geschichte der Menschen, für die Geschichte der Siedlung und für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse. Für die Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche, volkskundliche und städtebauliche Gründe vor:

- Baudenkmäler und andere Gebäude aus historischer Sicht, die den Bereich auf ihre Art mitprägen, ohne selbst Denkmal zu sein,
- das Erscheinungsbild der baulichen Gesamtanlage des Dorfes und das Straßenbild in Größe, Proportion und Material,.
- Straßen- und Wegführungen, Grundriß der Straßen und Wege,
- die Dorfsilhouette aus naher und ferner Sicht von den rings umgebenden Höhen aus allen Richtungen,
- die historisch gewachsene Siedlungsstruktur in ihrer Beziehung zur Landschaft, in die sie eingebettet ist, insbesondere das Verhältnis zur Düssel und kleinen Düssel als dominierende Wasserläufe in der Dorfmitte, der dörflichen Tallage zu der umgebenden Hügellandschaft und zu den visuell wirksamen Freiflächen, die das Dorf teilweise noch umgeben.

Das Dorf Gruiten entstand als Weilerdorf im Düsseltal in der Zeit vor 1000. Im Laufe des Mittelalters und danach entwickelte sich daraus durch zusätzliche Besiedlungsverdichtung und wohl auch infolge flächiger Vergrößerung ein Streu- und Haufendorf, nämlich mit Bauten in zum Teil unregelmäßiger Anodnung und entlang scheinbar planlos angelegter Wege auf einer bestimmten, umschriebenen Fläche. Mitten im Dorf dominiert der Flußlauf der Düssel mit dem Bach der kleinen Düssel, die dort in diese mündet.
Sehr wahrscheinlich fast von Beginn an war eine Kirche in Form einer Kirchenburg vorhanden, die möglicherweise aus strategischen Gründen nicht im Zentrum, sondern nordwestlich vom Dorf an der Peripherie auf dem Plateau eines ummauerten Bergspornes errichtet wurde.
War die Wirtschaftsstruktur des Dorfes ursprünglich rein landwirtschaftlich bestimmt, so kamen im Laufe der Jahrhunderte Nebenerwerbe, aber auch Handwerker und später kleinindustrielle Zweige dazu (vor allem Müller, Schmiede, Weber, Kalkgewerbe, aber auch zum Beispiel Arzt). Verwaltungsbehörden waren im Dorf kaum vorhanden.
Frühindustrielle Strukturergänzugen entstanden erst ab der 2. Hälfte des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Der Personalbedarf dieser Gewerbebe-
triebe (vorwiegend bei der Kalk-, aber auch Textilindustrie) erzwang im Verbund mit einem gewissen Niedergang bei der Priorität der Landschaft eine teilweise Nutzungsänderung bei den Bauten im Dorfbereich: Diese wurden mehr und mehr zu reinen Wohnzwecken, für Einzelhandelsgeschäfte und Gaststätten benötigt.
Merkwürdig ist, dass sich das Erscheinungsbild der dörflichen Siedlungsstruktur von Gruiten, auch in der räumlichen Anordnung, über Jahrhunderte hinweg im Prinzip bis heute erhalten hat. In gewisser Weise ist das ein Glücksfall, wohl nahezu ohne Beispiel im regionalen Bezirk. Die Weltabgeschiedenheit des Dorfes ist heute zwar nicht mehr gegeben, und auch die Einbettung von Gruiten in den bewaldeten Hügelkranz ist verschwunden, aber das ist - im Vergleich mit anderen Dörfern - ein relativer Substanzverlust.
Soweit in der Vergangenheit historische Entwicklungen oder Wandlungen stattgefunden haben, sind diese heute noch im Ansatz an den unterschiedlichen Architekturen und Bauplätzen in Form einer visuell ablesbaren Sozial-, Gewerbe- und Baugeschichte erkennbar. Vielleicht könnte man diese Wirkung umschreiben mit dem Satz "1000 Jahre Lebensraum Gruiten". Die Funktionen des Dorfbereiches haben sich zwar zum Teil zwangsläufig gewandelt, sind aber gleichwohl in Anpassung an die Erfordernisse der Zeit immer präsent geblieben.

Bildübersicht: