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Denkmal-Eintrag A0133 : Villengebäude

Eingetragen am:
18.09.2014

Straße:
Heinhauser Weg 15

Gemarkung:
Gruiten Flur: 3 Flurstück: 3348

Beschreibung

1841 fand die Eröffnung der 1. westdeutschen Eisenbahnlinie Düsseldorf-Haan / Gruiten - Vohwinkel statt; zu diesem Zeitpunkt arbeiteten viele Handwerker sowohl in Haan als auch in Gruiten hauptberuflich oder nebenberuflich in ihren Wohnhäusern. Mit Veränderung der Produktionsbedingungen und der Infrastruktur fand auch eine Umgestaltung der Wohnstrukturen statt. 1894 konnte die Bürgermeisterei Gruiten eingerichtet werden. 1897 wurde der Gruitener Bahnhof eröffnet. 

Bereits 1895 entstand die Sheddachfabrikationsha11e mit gusseisernen Säulen der Weberei Heinrich Edelhof. In Sichtweite zu der als Baudenkmal eingetragenen Halle (heute Kindergarten) wurde 1901/2 mit dem Bau der Fabrikantenvilla begonnen; für die Ausführung zeichnete das Baugeschäft Pohler und Reihn, Haan, verantwortlich. Bei dem Objekt handelt es sich um ein 2-geschossiges verputztes Villengebäude über längsrechteckigem Grundriss auf hohem Sockel (rundbogige Kellerfenster) mit Walmdach; der Vorgarten wird von einer gusseisernen Zaunanlage gefasst.

 

Die 5-achsige Hauptfassade mit breitem Mittelerker zeigt ein Erdgeschoss mit Stuckquaderung vom Obergeschoss abgesetzt. Im Bereich des Stockwerkgesimses gliedern die Brüstungsfelder mit Balustergestaltung. Die Fenster erhielten eine reliefartig ausgebildete, ornamentierte Giebelverdachung. Die Stuckquaderung des Erdgeschosses wird als Eckquaderung im Obergeschoss fortgeführt. Der Mittelerker endet im Dachgeschoss als Balkon mit hölzerner Balustrade, von einem weit vorgezogenem giebelständigen Krüppelwalmdach auf geschwungenen Konsolen überlagert. Die auskragende Dachtraufe wird von umlaufenden Konsolen getragen. Seitlich vom Hauptgiebel befinden sich zwei Dachgauben.

 

Im Gegensatz zur sehr schlichten glatt geputzten Rückfassade, die lediglich mit bleiverglasten Fenstern im Treppenhaus versehen ist, zeigt die Ostfassade eine sehr anspruchsvolle Gestaltung. Das Erdgeschoss wird mittig über einen geschwungenen Treppenaufgang mit Balustergeländer erschlossen. Lt. Zeichnung früher als Loggia geplant, zeigt sich heute das Bild geschlossener Nischen, durch Säulen getrennt. Sowohl Vordach als auch Eingangstür sind original. Axial auf die Säulen bezogen, befinden sich 2 hochrechteckige Fenster im 1. Obergeschoss (Gestaltung entsprechend der Hauptfassade), mittig als Dachgaube wurde ein rundbogiges säulengerahmtes Zwillingsfenster mit Dreiecksgiebel angeordnet. Seitlich der Hauptachse im Erdgeschoss sitzt eine hochrechteckige rundbogige Nische auf Konsole, axial im 1. Obergeschoss befindet sich ein Flachrelief mit rundbogigem Abschluss (inschriftlich VILLA).

 

Eine entsprechend schlichtere Gestaltung (ohne Eingangsbereich) zeigt die zur Fabrik abgewendete Westfassade. Neben den historischen Fenstern weist auch das Innere (soweit zum Zeitpunkt der Besichtigung zugänglich) viele originale Ausstattungselemente (Fußboden, Türen, Treppenhaus) auf.

 

Das Villengebäude Heinhauser Weg 15 ist bedeutend für

 

a.    die Geschichte des Menschen, Einblick gebend in die Entwicklung bürgerlichen Wohnens. Die Arbeits- und Produktionsverhältnisse (Fabrikanlage) und großbürgerliche Wohnkultur werden eindrucksvoll veranschaulicht,

b.    für das Dorf Gruiten, da es den Strukturwandel von einer rein landwirtschaftlichen über teilgewerblich bis zur industriellen Nutzung nachvollziehbar macht.

 

Für die Erhaltung und Nutzung liegen architekturgeschichtliche, städtebauliche und sozialgeschichtliche Gründe vor. Als auch heute noch einziges Villengebäude, wurde das Objekt Heinhauser Weg 15 an exponierter Stelle in Gruiten mit entsprechend ambitionierter Fassadengestaltung des Historismus errichtet.

Als Ausdruck der sozialen Stellung seines Besitzers liegt es freigestellt mit Blick auf Fabrikanlage und Dorfanger. Die Villa legt über seine architekturgeschichtliche Bedeutung ein beredetes Zeugnis der großbürgerlichen Bauherrenschicht dieser Zeit ab.