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Denkmal-Eintrag A0132

Eingetragen am:
13.09.2011

Beschreibung

Die Kornbrennerei und Likörfabrik Borgmann wurde 1848 durch Ludwig Forsthoff gegründet. Die Konzession erlaubte eine jährliche Produktionsmenge von 450 hl Alkohol. Gebrannt wurde aus Weizen, Roggen und Gerste. Die Konzession verlangte die Verfütterung der anfallenden Getreidemaische (Schlempe) an das auf dem zugehörigen Hof gehaltene Vieh und die Verwendung von Dünger auf eigenem Acker- und Weideland. Die Konzession war insofern ausgerichtet auf eine zum Hof gehörende landwirtschaftliche Fläche von 18 ha. 

Die Jahresproduktion von 450 hl Alkohol mit 96 vol % wurde in der Brennerei zu Korn und Edelkorn verarbeitet. Wurde nicht die eigene Gesamterzeugung verarbeitet, wurden Restmengen vom Staat zu festgesetzten Preisen übernommen.

Die Brennerei mit Hofanlage erhielt zusätzlich eine kommunalgeschichtliche Bedeutung, als aus dem zugehörigen Brunnen seit 1896 auch der Ort Gruiten mit Wasser versorgt wurde. Diese örtliche Wasserversorgung wurde mehr als ein halbes Jahrhundert aufrechterhalten und erst 1948 aufgegeben.

1896 wurden Hof und Brennerei von dem aus Westfalen stammenden Heinrich Borgmann zunächst pachtweise und 1904 auch käuflich übernommen. Die Produktion von Alkohol wurde 1978 eingestellt und die konzessionierte Menge von 450 hl von der Deutschen Kornverwertung Münster eingekauft. 1990 wurden auch Spirituosenherstellung und Vertrieb eingestellt.

Die Gesamtanlage erstreckt sich als Vierseithof mit Gebäuden aus der Zeit um 1850/1900 entlang der VohwinkelerStraße. Aus dem geschlossenen Viereck der Gebäude ist das Wohnhaus mit seiner Giebelseite um mehrere Meter aus der Flucht der angrenzenden Hofgebäude zurückgesetzt, so dass sich hier vor dem Haupteingang Platz für einen Vorgarten ergibt, mit einem direkt auf den Haupteingang zuführenden Mittelweg. Sieben Bäume begleiten die Traufseiten des Wohnhauses und der anschließenden Brennerei an der VohwinkelerStraße. An der Südseite ist die Ecke des Vierseithofes durch Baukörper nicht geschlossen, so dass hier über eine durch ein Schwenktor in Metallkonstruktion verschließbare Zufahrt der Hofraum von der Straße aus zugänglich ist. Die Südwestecke des Hofes und damit zugleich die Zufahrt zum Hofraum werden akzentuiert durch den Schonstein. Der über dem Pultdach des Kesselhauses freie Giebel des Brennereigebäudes trägt in erhabenen Buchstaben die Inschrift "Heinr. Borgmann Kornbrennerei ‑Likörfabrik" und darüber das Firmenzeichen.

Das Brennereigebäude ist ein zweigeschossiger, fünfachsiger Backsteinbau mit Satteldach und eingeschossigem Anbau an der Südseite für Kesselhaus und Kohlenlager. Der Gebäudekörper ist zur Straßenseite gegliedert durch einen leicht vorspringenden Sockel aus bruchrauem Naturstein, Stockwerksgesims und vorstehenden Sohlbänken.

Die stichbogigen Fenster werden auf beiden Traufseiten durch halbsteinstarke Archivolten begleitet. Die kleinteiligen Metallsprossenfenster sind in den Öffnungen überwiegend erhalten. Zur Hofseite ist dem Gebäude eine etwa über halbe Gebäudebreite reichende Rampe vorgelagert, mit einem zweiflügligen Holztor auf Höhe der Rampe. Auf der linken Seite wird das Gebäude erschlossen über eine einläufige Treppe mit Metallstabgeländer. Auch der Zugang zum Erdgeschoss erfolgt durch eine zweiflüglige Holztür. Zwei Fenster im Erdgeschoss der Hoffassade sind mit Ziegel und zwei weitere Fenster im Obergeschoss mit Glasbausteinen zugesetzt. 

Markantes Funktions- und Fassadenelement der Hofseite ist eine Ladegaube im Dach. Das kräftig überkragende Dach überdeckt eine Ladebühne in Stahlkonstruktion mit Fallklappe für den Sackaufzug.

Unter dem Podest des Aufgangs zum Erdgeschoss liegt die Treppe für einen Außenzugang zum Keller. Im Keller befindet sich der heute mit einer Stahlplatte abgedeckte Brunnen mit einer Tiefe von 12-15 Metern. Die Brunnenwände sind mit Ziegelsteinen gemauert. 

Im Inneren des Brennereigebäudes ist die technische Einrichtung mit Gärkesseln, Gärtanks, Henzedämpfer, Mahlwerk und zwei Destillierkolonnen für Roh- und Feinbrand komplett erhalten. Dazu gehören auch die Aufzugs- und Transmissionseinrichtungen. Ältestes erhaltenes Funktionsteil ist der Malzmahlgang von etwa 1904. Die Destillationskolonnen wurden 1933 umgebaut. Der Kessel in dem funktional und baulich dem Brennereigebäude direkt zugeordneten Kesselhaus ist ein Einflammrohrkessel der Fa. Siller & Jamartj Wuppertal von 1950. Ursprünglich für Kohlefeuerung gebaut, erfolgte die Umstellung auf Leichtölfeuerung 1962. Dem Kesselhaus angegliedert ist der Kohleschuppen. 

Direkt in der Flucht des Brennereigebäudes steht das ebenfalls zweigeschossige und mit Satteldach gedeckte Wohnhaus. Der zur Hofseite steinsichtige Backsteinbau ist an beiden Straßenfassaden verputzt und in spätklassizistischer Art gestaltet. Giebel- und Trauffassade werden durch einen übergiebelten Seitenrisalit zur Straße, rustizierte Eckpfeiler, mehrfach abgetreppte Ortgang- und Traufgesimse, Sohlbank- und Geschossgesims kräftig gegliedert. Fenster- und Hauseingangstür sind mit profilierten Laibungen und Sohlbänken versehen. Die Fenster im Obergeschoss sind zusätzlich betont durch horizontale Verdachungen. Die zweiflüglige Hauseingangstür aus Holz ist zugänglich über eine mehrstufige Freitreppe. Im Inneren sind die Holztreppe, der historische Fliesenbelag im Flur und einige Holztüren erhalten.

Die ursprünglich vollständig oder weitgehend landwirtschaftlich genutzten Hofgebäude sind ein- bis zweigeschossige Backsteinbauten mit weit überkragenden Satteldächern. Der Ostflügel wird zum Hof durch einen im Erdgeschoss zweiachsigen Giebel betont. Dieser in Hanglage errichte Ostflügel hat zur Talseite eine Reihe von fünf großen, rundbogigen Toröffnungen, so dass auch das Untergeschoss für Lager- und Abstellzwecke nutzbar war. Die stichbogigen, teilweise auch liegend rechteckigen Öffnungen sind in den nach außen orientierten Fassaden teils mit Glasbausteinen zugesetzt, teils sind die Metallsprossenfenster erhalten. Teilweise sind die Öffnungen durch Fensterländen verschließbar. Die Fassaden der Hofgebäude sind zum Innenhof vielfach verändert mit großen Fenstern für den zuletzt für Bürozwecke genutzten Nordflügel, Garagentore im Ostflügel und mehrfach mit Glasbausteinen zugesetzten Fensteröffnungen. Der Südflügel war in dem zur Straße gelegenen Giebel durch zwei große, rundbogige Tore gekennzeichnet, von denen das Rechte heute zugemauert ist.